bücher 1933
Pressemitteilung

Hauser & Wirth Publishers Headquarters
15. April bis 27. Mai 2023
Eröffnung am 15. April 2023, 16 bis 18 Uhr
Anlässlich des 90. Jahrestags der Bücherverbrennung durch Nazi-Deutschland beschäftigt sich eine Ausstellung in der Buchhandlung von Hauser & Wirth Publishers mit der Rolle des Verlegerpaars Emil und Emmie Oprecht, die sich zum Ziel gesetzt hatten mithilfe eines progressiven Verlagsprogramms über den Faschismus aufzuklären und eine Gegenerzählung zu Hitlers und auch Mussolinis Kulturvorstellung anzubieten.
Inmitten des kulturellen Zentrums von Zürich gründeten Emil und Emmie Oprecht 1925 einen Verlag und Buchladen an der Rämistrasse 5, dem heutigen Standort von Hauser & Wirth Publishers. 1933 kam an gleicher Adresse der Europa-Verlag hinzu. Die Oprechts gehörten zu den wichtigsten Unterstützer:innen von Autor:innen, die sich mit ihren Werken gegen die Ideologie des Nazi-Regimes stellten. Die Rämistrasse wie auch die Privatwohnung der Oprechts am Hirschengraben wurden zur Anlaufstelle für viele Emigranten und Exilkünstler:innen. In den 1930er Jahren veröffentlichte das Verlegerpaar im Dr. Oprecht Verlag und im Europa Verlag Werke von über 100 Exilautor:innen und gab dadurch wichtigen Denkern, Philosophen und Poet:innen wie Ernst Bloch, Max Herrmann-Neisse, Thomas Mann, Else Lasker-Schüler oder Ignazio Silone eine Stimme.
Mit „bücher 1933“ erinnert Hauser & Wirth Publishers in den Räumen der Buchhandlung an die Auswirkungen der Machtergreifung der Nationalsozialisten, die von den Nazis verfemten Autor:innen und ihre Werke, und die Verlagstätigkeit der Oprechts als Antwort auf die Herausforderungen der Zeit. Die Präsentation zeigt eine kuratierte Auswahl von Werken von Annette Kelm, historische Fotografien sowie Publikationen aus dem Dr. Oprecht Verlag und dem Europa Verlag.
Annette Kelm
Die Fotoarbeiten aus der umfangreichen Werkserie „Die Bücher“ (2021) der in Deutschland lebenden Künstlerin Annette Kelm zeigen Bücher, die auf dem Index der Zensurliste des nationalsozialistischen Deutschlands standen. Für die Präsentation bei Hauser & Wirth wählte die Künstlerin Arbeiten mit lokalem Bezug aus. Darunter befindet sich etwa das 1936 im Europa Verlag unter dem Pseudonym „Walter Hornung“ veröffentlichte Werk „Dachau – Eine Chronik“ von Julius Zerfass, bei dem es sich um einen der ersten Berichte aus dem Inneren des Konzentrationslagers handelt.
Neben Kelms Fotografien sind mehrere Bücher und Zeitschriften ausgestellt, darunter die von Oprecht verlegte Zeitschrift „information“, die Erstausgabe von Walther Rodes Abrechnung mit Adolf Hitler „Deutschland ist Caliban“ (1933), Else Lasker-Schülers im Exil erschienene Prosaschrift „Das Hebräerland“ (1937), Ignazio Silones bedeutender, antifaschistischer Roman „Fontamara“ (1933) und Max Herrmann-Neisses „Um uns die Fremde. Gedichte“ (1936).
Ute Kröger
Die Historikerin Ute Kröger erläutert in begleitenden Texten die Bedeutung dieser Werke, den Hintergrund ihrer Entstehung und die Erfahrungen der Autor:innen im Exil. Kröger, profunde Kennerin der deutschsprachigen Exilliteratur, ist bekannt durch ihre Forschung und zahlreichen Publikationen u.a. zu Erika Mann, Else Lasker-Schüler („Viele sind sehr sehr gut zu mir. Else Lasker-Schüler in Zürich 1917–1939“) und über das Schauspielhaus Zürich („In welchen Zeiten leben wir! Das Schauspielhaus Zürich 1938-1998“).
Ergänzt wird die Präsentation verfemter und verbrannter Bücher von einem Leseraum und von einem Angebot an Titeln aus den Verlagen Lars Müller Publishers, Scheidegger & Spiess, Park Books und Limmat Verlag. Die in engem Austausch mit den Verlagen entstandene Auswahl an Titeln zur Moderne rückt das Buch als bedeutendes Medium der Erinnerung und gegen das Vergessen ins Zentrum.
Im Zusammenhang mit dem 90. Jahrestag der Bücherverbrennung finden in Zürich weitere Veranstaltungen statt, so Ausstellungen im Museum Strauhof „Satanische Verse & verbotene Bücher“ (2. März bis 21. Mai 2023) und in der Stiftung Litar „Frisch und Fein. Exil Zürich 1933“ (15. April bis 10. Juni 2023). Das Literaturhaus plant verschiedene Lesungen und eine Präsentation mit Dokumenten aus dem Archiv derMuseumsgesellschaft.
Im Mai erscheint in der 8. Ausgabe der Zeitschrift „Ursula“ ein Interview mit dem Zürcher Buchsammler Martin Dreyfus, das sich mit seiner Sammlung an Exilliteratur beschäftigt.
Hauser & Wirth Publishers Headquarters
Rämistrasse 5
8001 Zürich
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag, 11 bis 18 Uhr
Samstag, 11 bis 17 Uhr
www.hauserwirth.com/publishers
Pressekontakt:
Kristin Brüggemann, Hauser & Wirth Zurich, kristinbrueggemann@hauserwirth.com
HWP_Press Release_bücher 1933.pdf
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